1966 errichtete die damals noch selbständige Gemeinde Dettingen ihre Schwimmhalle als Teil des Neubaus der Volksschule. Für einige Schwimmbegeisterte im Ort war dies der Startschuss zur Gründung der Wasserwacht im gleichen Jahr. Man hatte nun einen Trainingsort, der nicht vom Wetter abhängig war und ersparte der Gemeinde nebenbei die Kosten für eine Badeaufsicht.
Damals wie heute war es die Aufgabe der Wasserwacht Leben zu schützen und Leben aus Gefahr zu retten, Schutz der Natur kam später noch hinzu.
Geburtshilfe leisteten die Kahler Rettungsschwimmer und so firmierten die Dettinger Rettungsschwimmer anfangs als Stützpunkt der Kahler Wasserwacht. Das blieb nicht lange so, ab 1970 war man selbständig.
1973 kam eine weitere größere Aufgabe dazu, als der Wacht- und Rettungsdienst auch im Großwelzheimer Freizeit- und Erholungszentrum (Weißsee) übernommen wurde. Der Schwerpunkt des Wachdienstes liegt seitdem am Weißsee. Dennoch blieb es bis heute dabei, dass aus Großwelzheim nur höchst selten Rettungsschwimmer zur Wasserwacht fanden, sie blieb eine Dettinger Domäne.
Immer großzügig unterstützt von der politischen Gemeinde war nun für Aufsicht- und Rettungszwecke ein umfangreiches Equipment notwendig: Erste-Hilfe-Ausrüstung, Tauchausrüstung, Schwimmbretter, Wiederbelebungsgeräte, Kompressor, ein Boot mit Außenbordmotor; ein Stützpunkt kam hinzu.
Ein Nachteil blieb bis 2007, dass die ganze Ausrüstung an jedem Aufsichtstag vom Stützpunkt am Kiosk bis zum Seeufer morgens über 100 m hin und abends wieder zurück geschleppt werden muss. Seit 2007 erleichtert ein Bootshaus direkt am See die Arbeit enorm.
Ein großes Plus für den Ortsverein bleibt seine personelle Stabilität, so stellte die Familie Ehinger von 1979 an den Vorsitzenden, erst war es Franz, dann von 1985 bis 2013 sein Bruder Karl. 2013 übernahm Stefan Deußer das Amt und leitet dieses bis heute.
Die zeitliche Belastung der Rettungsschwimmer ist beachtlich: Da ist das wöchentliche Training, Weiterbildung in Herz-Lungen-Wiederbelebung, Erste-Hilfe-Ausbildung, Erneuerung der diversen Scheine, Besuch von Lehrgängen, jedes dritte Wochenende verbringt der Rettungsschwimmer im Sommer am See.
Die Kinder, die in den Anfangsjahren in den Kursen der Volkshochschule bei Wasserwachtlern im Hallenbad das Schwimmen lernten, haben längst ihre eigenen Kinder zum Schwimmenlernen geschickt.
Und wie viele Kinder haben viel Vergnügen bei den Schlauchboot- und Kanuwochenenden auf Saale und Lahn gehabt. Hier, in der Kinder- und Jugendarbeit, liegt auch die Hoffnung der Verantwortlichen, einmal personell mehr aus dem Vollen schöpfen zu können.
Aufregungen gab es auch: In den 80er Jahren sank der Wasserspiegel des Sees dramatisch ab, immer mehr flache Stellen, übersät mit Steinen, an denen tückisch scharfe Muscheln hingen, tauchten im See auf und fügten den Badenden z.T. hässliche Schnittwunden zu, so dass die Wachstube zeitweise einem Lazarett glich.
Nun das ist Vergangenheit, die Spessartgruppe pumpt weniger Wasser ab, die Flachstellen im See wurden ausgebaggert. Der See bietet heute wieder ungestörten Badespass.
Wo steht die Wasserwacht heute? Ihre Arbeit ist eher unspektakulär, eben eine ehrenamtliche humanitäre Dienstleistung im Hintergrund. Kein Glitzern, kein Glamour, kein Spitzensport, öffentlichkeitswirksam präsentierbar. Nein, bis heute nur eine eher kleine Gruppe, die ihre Wochenenden und Sommertraining im Dienste der Allgemeinheit am See und ihr Wintertraining in der Schwimmhalle absolviert. Eine Truppe übrigens, die im Bewusstsein der Öffentlichkeit viel stärker auffiele, würde sie fehlen als wenn sie (was man eher stillschweigend voraussetzt) vorhanden ist . Das spricht für ihren Wert.
Über die Jahre gleich blieb der Zusammenhalt der Truppe nicht nur beim Wachtdienst, sondern auch bei gemeinsamem Feiern, Wandern, Ausflügen. Geblieben ist aber auch die Hoffnung, die schmale Basis vergrößern zu können. Zugegeben, ein schwieriges Ziel in einer Zeit, in der eher ungehemmte Selbstverwirklichung als Dienst an der Gemeinschaft angesagt ist.